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Swami Omkaranandas Leben in seinen eigenen Worten

«Die Reinheit ist die Seele meiner Kraft. Die Wahrheit ist die Quelle meiner Macht. Gott ist mein Leben, und ausserhalb von Ihm habe ich keine Existenz. Sein Bewusstsein ist mein Licht. Seine allerhaltende und allschöpferische Schönheit bildet meine Freude. Das Gebet ist mein Atem, und die Meditation ist das Brot meines Lebens.

Die ganze Menschheit ist meine Familie. Die Kräfte der Natur sind meine Freunde. Die Gottheit in Euch allen ist der Gegenstand meiner Verehrung.

Es ist sehr schwer, fast unmöglich für mich, zwischen Heiligen und Sündern einen Unter­schied zu machen oder die Menschheit künstlich in zwei Gruppen – in Gute und Böse – einzuteilen. Für mich gibt es nur liebenswerte Kinder Gottes auf Erden, einige nahe, andere etwas weiter entfernt von Gottes allläuternder und alles ermöglichender Gegenwart.

Das menschliche Leben auf Erden hat sich mir immer als eine Schule gezeigt, in der einige in höheren und andere in tieferen Klassen sind; alle sollen aber in gleicher Weise geliebt und geehrt werden, und keinem darf die helfende Hand versagt bleiben. Auch die Schüler der unteren Klassen werden eines Tages auf den oberen Stufen sein.

Wo immer sich Güte ausdrückt, und wo immer Liebe das Leben bereichert, veredelt und erhöht, erblicke ich wirkliche und grosse Schönheit. Wo die Tugend das Leben des Menschen mit Würde umgibt, wo sie Herrschaft über die triebhafte Natur erlangt, und wo sie zur Harmonie und Tüchtigkeit in den menschlichen Beziehungen beiträgt, empfinde ich die wesenseigene Form der Schönheit. Wo menschliche Intelligenz wirksam ist, wo sie Ge­schicklichkeit anwendet und Mittel und Wege entdeckt, um Unwissenheit, Armut, Leiden, Krankheit und Naturbedingungen zu überwinden, und damit den seelischen Fortschritt der Menschheit fördert, wird mir das Antlitz echter Schönheit sichtbar.

Ich habe keine Begehren, sondern nur ein paar Wünsche, und diese beziehen sich auf die Gesundheit, den Frieden, das Glück, das Wohlergehen und auf die geistige Entwicklung aller Menschen in allen Ländern. Ich predige niemandem, sondern spreche zu mir selbst. Ich schreibe nicht, um zu lehren, sondern um Tatsachen festzustellen. Ich versuche nicht, andere mit Vernunftgründen zu überzeugen, sondern die disharmonischen Elemente im Denken und Leben auszuschalten, die das durchschnittliche Wesen der sich entwickelnden Menschheit charakterisieren, welche eher durch die Methode des Versuchs und der Fehler als durch disziplinierte Vernunft und Erleuchtung Fortschritte macht.

Ich bin nicht im Hinblick auf irgendein persönliches Ziel tätig, sondern zur Ehre Gottes und für das Wohlergehen, das Glück und die Erleuchtung der Menschheit. Ich arbeite für die gesegneten Kinder Gottes unter der Sonne, von einem Willen gelenkt, der nicht der meine, sondern der Seine ist, und aus Kraftquellen gespeist, die nicht mir, sondern Seinem allschöpferischen, göttlichen Bewusstsein angehören.

Der Einzelmensch dient der Menschheit am besten, wenn er gute Gedanken hat, edle Gefühle pflegt, niemanden und nichts hasst, sich in nützliche Arbeit vertieft, universelles Wohl­ergehen wünscht, wenn er betet, meditiert und sich in geistiger Liebe mit der lebendigen Allgegenwart des allvollkommenen Gottes verbindet.

Nichts in mir reagiert jemals auf die Anerkennung, die den Werken entgegengebracht wird, welche durch mich geschehen, denn all dieses Lob gehört dem unsichtbaren und doch wahrnehmbaren Besitzer und Beherrscher meiner Kräfte.

Da meine ganze Arbeit, mein Lebensweg und meine Lebensweise schweigende und allumfassende Anbetung der lebendigen, sich regenden und sprechenden Gottheit ist, wünsche ich niemals, erkannt zu werden, und werde es auch nie wünschen, nicht einmal vom aller­nächsten, mit mir lebenden Menschen.

Ich brauche nichts, denn die allantwortende, allwunderbare, allwissende Gottheit ist die Bank meines unerschöpflichen Reichtums, meine Verteidigungsarmee, die mir unfehlbaren Schutz gewährt, und meine Zeit überdauernde, immer produktive Stätte des Lebens, der Liebe und des Lichtes.

Die Vergnügungen des Lebens, der Gesellschaft und der Zivilisation haben keine Anziehungskraft und keinen Wert für mich, denn ich lebe in der fortwährenden, sich selbst erhaltenden Ekstase des göttlichen Bewusstseins, das sich in dynamischer Tätigkeit ausdrückt. Aber ich empfehle von Herzen gerne die Freuden des Lebens oder der Gesellschaft all jenen, die die Freuden, in denen ich lebe, noch nicht gefunden haben. Jedoch fühle ich mich auch dazu gedrängt, die Aufmerksamkeit einiger von ihnen auf die Tatsache zu lenken, dass jede Freude gross und unvergänglich wird, wenn die Wahrnehmung der Gottgegenwart den Hinter­grund des Bewusstseins erfüllt.

Ich lebe in der Seligkeit eines Gemüts, das mit der Weisheit Gottes vereint ist, und in der Freude eines Herzens, das in der allabsorbierenden Liebe für den höchsten Geliebten ge­borgen ist.

Freude schenkt sich mir auch durch ästhetische Feinfühligkeit, durch Verstehen künst­lerischer Werte, durch philosophische Erkenntnisse und geistige Eingebungen.

Die Vorstellung, ein Führer zu sein, ist mir ganz fremd. Ich kenne mich als willigen Diener einer Menschheit, die nach Frieden, Kraft und Freude strebt, welche der Selbstkontrolle und der moralischen Reinheit entspringen, einer Menschheit, die sich nach Wissen und Er­leuchtung sehnt, welche durch innere Kultur und intellektuelle Entwicklung gewonnen werden, und die ein heisses Verlangen nach Vollkommenheit und nach den allsegnenden göttlichen Kräften hat, welche die Folge geistiger Entfaltung und Erfahrung sind.»

            -  Swami Omkarananda

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